Stress und Überforderung
Einige meiner Klienten finden zu mir auch aufgrund von „Selbstüberforderung“ und Stress. Sie erzählen mir, dass Sie mit Stress – egal welcher Art schlecht umgehen zu können, sich schnell überfordert fühlen, sich nicht „selbstregulieren“ können oder sich gar in Stresssituationen gelähmt fühlen. Ebenso ist es typisch sich mit immer mehr Aufgaben und Verantwortungen zu überladen, so dass die Spirale nicht mehr aufzuhalten scheint.
Für mich ist diese „Symptomatik“ ein Hinweis, dass ein Entwicklungstrauma vorliegen könnte, selbst wenn uns das nicht bewusst ist.
Im Volksmund heißt es, „man sei nicht „belastbar“, aber diese Überforderung hat Gründe, die in der Kindheit und im heutigen neuronalen System liegen.
Die Fähigkeit zur Affektregulation, die in Stresssituationen notwendig ist, bildet sich in den ersten Lebensjahren durch eine tragfähige, sichere, liebevolle Bemutterung und eine positive Bindungserfahrung, welche Menschen mit einem Entwicklungstrauma nicht hatten. Das Leben in dysfunktionalen Familien war für das Baby/Kind anstrengend und stressig und im Gegenteil zu Erwachsenen konnten sie sich nicht davon distanzieren oder schützen, sie waren auf Ihre Bezugspersonen angewiesen, um einfach „überleben“ zu können. So haben sie sich dieser Situation angepasst und aus dieser unsicheren Bindungssituation heraus, waren sie sehr viel mit Emotionsregulation beschäftigt, sodass eine neugierige Erkundung der Außenwelt nur begrenzt möglich war. Diese ständige Überforderung hat dazu geführt, dass dieser Stress eine gravierende Auswirkung auf das autonome Nervensystem hatte. Diese Überforderung hat den Lernprozess des Kindes sich selbst zu regulieren negativ beeinflusst, das Kind war nicht mehr in der Lage sich selbst zu fühlen, so dass das sogenannter Toleranzfenster (Window of tolerance, Konzept von Dr. Dan Siegel) begrenzter und enger wurde.
(Graphik Copyright: Stefanie Rückert – http://von-herzen-vegan.de)
Der Abstand zwischen den beiden Grenzen des Toleranzfensters zeigt, wie viel Spielraum wir in unserem Nervensystem haben. Also wie stressresistent wir sind und wie viel Erregung in Form von Stress, aber auch in Form von Glück und Freude wir aushalten können.
Generell gibt es so etwas wie einen ‚grünen Bereich‘. In diesem Bereich sind alle Dinge für uns machbar und gut auszuhalten.
Zu viel Erregung
Je stärker unser Entwicklungstrauma war/ist desto enger ist unser Toleranzfenster und desto schneller kann die Kurve außerhalb unserer „Wohlfühlzone“ schwingen. Sofort schalten wir im Überlebensmodus und reagieren „über“. Die kann durch Kampf, Flucht oder Erstarren geschehen, je nachdem wir unsere Muster programmiert sind. Wenn wir dauerhaft in Stresssituationen geraten kann es sein, dass wir im Dauererregungszustand bleiben, was dazu führt, dass unser autonomes System gar nicht mehr zur Ruhe kommt, wir überreizt sind, nicht schlafen können und langfristig auch körperlich krank werden können oder diese Unruhe mit Drogen, Essen und/oder Alkohol kompensieren.
Zu wenig Erregung
Wenn der o.g. Zustand zu lange anhält, dann kann unser System auch in die Untererregung schalten, was uns müde, unbeteiligt, gleichgültig macht und tendenziell auch zu Depressionen führen kann, denn in diesem Zustand lassen wir alles über uns ergehen, setzen keine Grenzen (sagen nicht Nein) und sind nicht mehr in Kontakt mit uns und unseren Bedürfnissen.
Folgen davon sind:
Erschöpfung, Wutanfälle, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlaflosigkeit, Flashbacks, Übererregung, Angst, Panik, Gereiztheit.
Unsere gemeinsame Arbeit
Auch wenn unser Fenster enger ist und uns Stress und Überforderung sehr stark belastet, sind wir in der Lage Dinge zu verändern. Unser Gehirn ist „plastisch“, was bedeutet, dass wir jederzeit unsere Muster verändern können. Für eine bessere Stressresistenz und ein breiteres Toleranzfenster benötigen wir mehr Ressourcen und stärkere innere Stabilität.
Auf diesem Wege unterstütze ich Sie gerne.